Das Projekt
Die Stiftung Residenzschloss Braunschweig hat in Zusammenarbeit mit der BZV Medienhaus GmbH und unterstützt von der Richard Borek Stiftung eine Sammlung derjenigen Artikel aus der Braunschweiger Zeitung veröffentlicht, die sich seit Erscheinen der Braunschweiger Zeitung bis 2022 mit dem Residenzschloss und seiner Geschichte beschäftigen. Anhand von Schlagworten wie „Schlossabbruch, Schlossaufbau, Ratsentscheidung“ u.ä. lässt sich die weit über 1400 Dokumente umfassende Sammlung von Berichten, Kommentaren und Leserbriefen erschließen. Unter der Funktion „Suchen“ kann man eigene Begriffe eingeben, die mit den festen Schlagworten der Liste verbunden werden und so zur gesuchten, chronologisch sortierten Textgruppe führen. Die Form des Zeitungsartikels wurde vollständig beibehalten, es handelt sich also um eine Dokumentation der Zeitgeschichte zum ehemaligen Schloss, zu seiner Einbettung in die Stadt Braunschweig und in das Land Niedersachsen sowie zu seinem Wiederaufbau in den Jahren von 2003 bis 2007, also nicht um Abschriften oder Auszüge.
Die persönliche Verwertung für wissenschaftliche Zwecke samt Bildern ist erlaubt, eine Zitierung wie andernorts auch üblich wird vorausgesetzt. Bei einer Vervielfältigung oder Veröffentlichung gleich welcher Art müssen aber die Rechte bei der BZV Medienhaus GmbH eingeholt werden.
Der Inhalt der Artikelsammlung umfasst die Geschichte des Braunschweiger Residenzschlosses, der großen Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg am Bohlweg. Das Schicksal des Schlosses ist durchaus einzigartig in Deutschland und Europa: dreimal zerstört und dreimal wiederaufgebaut. Das ist selten. Erbaut wurde es als Nachfolger der barocken, 1830 zerstörten Residenz Grauer Hof zwischen 1831 und 1841 in exquisiten spätklassizistischen Formen als jüngstes eigenständiges Schloss eines selbständigen deutschen Herzogtums unter dem Hofbaumeister Carl Theodor Ottmer auf dem damals modernsten technischen Stand. 1865 wurde es zu zwei Dritteln durch einen Großbrand vernichtet, als Residenz des regierenden Herzogs Wilhelm (reg. 1830-1884) freilich wieder hergestellt.
Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss, als SS-Junkerschule seit 1935 missbraucht, zu gut einem Drittel zerbombt, auch brannte es fast vollständig aus. Als imposante, wieder aufbaubare Ruine stand das Schloss noch bis zum Jahr 1959. Der Rat der Stadt Braunschweig stimmte für den Abbruch der Ruine: in Westdeutschland ein einmaliger Akt, der nur in der Zerstörung der Schlossruinen in Berlin, Potsdam und Königsberg, also im ehemaligen kommunistischen Ostblock, seine Parallelen hat. Nach 43 Jahren Abwesenheit unter Verwendung von 650 alten Quadersteinen und vor allem auf der Basis der alten Baupläne des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss 2003 bis 2007 zum dritten Male wiedererrichtet.
Der Leser wird Zeuge der langen Debatten um einen möglichen Schlosswiederaufbau in den 1950er Jahren, der Außerkraftsetzung der ersten Entscheidung für den Abbruch im Dezember 1959, die im Januar 1960 wiederholt wurde und endgültig zum Abriss führte. Er erfährt, was für kostengleiche Projekte die Stadt 1959/60 an Stelle der Schlossruine verwirklichen wollte und dass die Debatten um den Abbruchfehler nie verstimmen wollten. Er erfährt, dass sogar in den frühen 1970ern auch größere Wiederaufbauvorhaben von Schlossabschnitten wie des Schlossportikus geplant waren, die sich aber nicht durchsetzen konnten. Der Leser vernimmt, dass seit den 80er Jahren der Wiederaufbau des ganzen Schlosses mit Benutzung durch Hotels und Kinos geplant war. Schließlich wird er über die schwierige Diskussion zu dem gelungenen Schlossaufbau informiert, über die mannigfaltigen Widerstände, die überwunden werden mußten, um das Schloss wieder aufbauen zu können.
Der Grundstock für eine spannende Lektüre rund um das alte und neue Schloss und zu seiner weiteren Erforschung des Schlosses sind gelegt, eine Sammlung, die jährlich ergänzt werden wird.
Dr. Bernd Wedemeyer